3 Fragen an
Thivya Rakini | Tamil Nadu Textile and Common Labour Union
Thivya Rakini ist die Landesvorsitzende der von Frauen geführten Tamil Nadu Textile and Common Labour Union (TTCU). Mit dem Dindigul Agreement hat die TTCU die erste rechtsverbindliche Vereinbarung über geschlechtsspezifische Gewalt in Asien ausgehandelt, eine "wegweisende Vereinbarung".
1. Wie ist die Situation von Frauen* in den textilen Lieferketten?
Die Situation der Arbeiterinnen* in der Textilproduktion, die europäische Länder beliefert, hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten kaum verbessert. Die Audits und CSR-Initiativen haben kaum etwas an der Kultur der geschlechtsspezifischen Gewalt geändert, die in den meisten Fabriken alltäglich ist.
2. Was sollte getan werden, um die Situation von Frauen* in den textilen Lieferketten zu verbessern?
Ich denke, dass Brands die wichtigsten Akteure sind, die diese Kultur ändern können. Brands sollten die ILO-Konvention 190 für Bekleidungsarbeitende implementieren, indem sie Vereinbarungen mit Bekleidungsarbeitenden, Zulieferern und Gewerkschaften unterzeichnen, um geschlechtsspezifische Gewalt zu beseitigen. Auch das Dindigul Agreement dient der Beseitigung geschlechtsspezifischer Gewalt. Mit dem Dindigul Agreement konnten wir mit einem lokalen Zulieferer zusammenarbeiten, um mehr als 160 Beschwerden von Frauen* in einem Jahr zu bearbeiten. Wir haben auch festgestellt, dass sich die Produktivität und Effizienz der Fabrik verbessert hat. Wir hoffen, dass alle Brands dem Dindigul Agreement beitreten oder ähnliche Vereinbarungen mit unseren Gewerkschaftspartnern der Asia Floor Wage Alliance in den Produktionsländern unterzeichnen werden.
3. Wenn Sie eine Veränderung in der Textilindustrie über Nacht herbeiführen könnten, welche wäre das?
Die Vereinigungsfreiheit (Freedom of Association, FOA) ist das wichtigste Recht, das den Beschäftigten in der Bekleidungsindustrie den Zugang zu allen anderen Freiheiten und Rechten ermöglicht. Wenn die Vereinigungsfreiheit nicht wirklich gewährleistet ist, sind Arbeiterinnen* ständig der Gefahr geschlechtsspezifischer Gewalt ausgesetzt. Wir hoffen, dass Brands und Zulieferer dies erkennen und mit Gewerkschaften auf lokaler Ebene und ihren globalen Partnern zusammenarbeiten, damit menschenwürdige Arbeit und gute Arbeitsbeziehungen Realität werden.